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Kapitel 11 Die Ärztin und der Arzt als professionell Handelnde/-r

Ärztinnen und Ärzte erfüllen eine zentrale gesellschaftliche Funktion, indem ihr Handeln auf den Erhalt und die Wiederherstellung von Gesundheit gerichtet ist. Dazu müssen sie nicht nur über umfassende wissenschaftlich fundierte Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen, sondern auch in der Lage sein, diese zum Wohl der einzelnen Patientinnen und Patienten in ihrer jeweils individuellen Situation einzusetzen. Aus diesem Grund werden an die Rolle der Ärztin und des Arztes als professionell Handelnde hohe Maßstäbe angelegt, die entweder explizit (z. B. in Gesetzen oder Verordnungen) formuliert sind oder implizit erwartet werden, als Ausdruck des besonderen Vertrauens in individuelle Ärztinnen und Ärzte wie auch in den ärztlichen Stand insgesamt. Dazu gehören etwa die in der Berufsordnung niedergelegten ethischen Regeln, die Verpflichtung stets auf der „Höhe der Kunst" zu praktizieren und die Übernahme bestimmter Einstellungen und Haltungen, z.B. Integrität, Uneigennützigkeit, Gemeinnützigkeit sowie Selbstsorge. Diese Verpflichtungen sind die Grundlage für den sozialen Vertrag zwischen den Ärztinnen bzw. Ärzten und der Gesellschaft. Im Gegenzug gewährt die Gesellschaft dem ärztlichen Stand die Freiheit, wesentliche Aspekte ihrer Tätigkeit selbst zu regeln. Ethische Aspekte dieser Rolle werden im Abschnitt II im Kapitel „Ethik, Geschichte und Recht“ differenziert dargestellt.

64 Lernziele

GK BK PJK WK Wissk
11.1 Die Absolventin und der Absolvent richten ihr Handeln an Werten und Normen aus.
11.1.1 Sie orientieren ihr Handeln an für das ärztliche Handeln zentralen Werten. Sie können …
11.1.1.1 die Erfolgsaussichten, Alternativen und Risiken prophylaktischer, diagnostischer, therapeutischer, rehabilitativer und palliativer Maßnahmen transparent darstellen. 1 2 3a 3b 3b
11.1.1.2 die verschiedenen Interessenlagen, unter denen ihr Handeln stattfindet, erläutern, reflektieren sowie Konflikte mit den Interessen von Patientinnen und Patienten identifizieren und bei ihren Entscheidungen berücksichtigen. 2 2 3a 3b 3b
11.1.1.3 bei ihrem Handeln das Gebot von Schweigepflicht und Vertraulichkeit beachten. 2 3b 3b 3b 3b
11.1.1.4 Patientinnen und Patienten in ihrer augenblicklichen Verfasstheit respektieren. 2 3a 3b 3b 3b
11.1.1.5 ihr ärztliches Handeln an den individuellen Erfordernissen von Patientinnen und Patienten ausrichten. 2 3a 3a 3b 3b
11.1.2 Sie kennen und berücksichtigen die rechtlichen Rahmenbedingungen und Verpflichtungen sowie die ethischen Prinzipien ärztlichen Handelns. Sie können …
11.1.2.1 die für das ärztliche Handeln relevanten rechtlichen Vorschriften erläutern und diese bei ihrem Handeln berücksichtigen. 1 1 2 2 2
11.1.2.2 den eigenen ärztlichen Verantwortungsbereich und den anderer Berufsgruppen definieren und das eigene Handeln daran ausrichten. 1 1 3a 3a 2
11.1.2.3 den Stellenwert und den Empfehlungscharakter von Leitlinien erläutern sowie kontextualisieren und diese bei ihrem Handeln berücksichtigen. 1 2 3a 3b 3b
11.1.3 Sie kennen und berücksichtigen die Anforderungen an gute klinische und wissenschaftliche Praxis. Sie können …
11.1.3.1 die ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen und Verantwortlichkeiten bei eigener Forschungstätigkeit erläutern und diese bei ihrem Handeln berücksichtigen. 2 3a 3a 3b 3b
11.1.3.2 die Regeln der Good Clinical Practice sowie die Prinzipien korrekten wissenschaftlichen Arbeitens erläutern und diese bei ihrem Handeln berücksichtigen. 2 3a 3a 3b 3b
11.1.3.3 die Einflüsse Dritter auf die Ergebnisse bzw. die Kommunikation von Forschung erläutern, reflektieren und ihr Handeln dementsprechend ausrichten. 2 3a 3a 3b 3b
11.1.4 Sie verfügen über grundlegende ethische Fähigkeiten und Fertigkeiten.
11.1.5 Sie kennen und berücksichtigen Strategien des Fehlermanagements.
11.1.6 Sie kennen und berücksichtigen die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung. Sie können …
11.1.6.1 die Rechte und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung erläutern und in ihrem Handeln berücksichtigen. 1 1 3a 3a 2
11.1.6.2 ihr Handeln unter Berücksichtigung spezifischer Einschränkungen im Umgang mit Menschen mit Behinderung an deren Stärken und Fähigkeiten orientieren. 2 3a 3a 3b 3a
11.1.6.3 Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit Behinderung erkennen. 2 3a 3b 3b 3a
11.2 Die Absolventin und der Absolvent richten ihr Handeln an professionsbezogenen Aspekten aus.
11.2.1 Sie kennen und berücksichtigen die Charakteristika, Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Entwicklung des ärztlichen Standes. Sie können …
11.2.1.1 die Charakteristika eines freien Berufes, die Strukturen und Funktionen der ärztlichen Standesorganisation sowie die (Muster-) Berufsordnung für Ärztinnen und Ärzte erläutern. 1 1 1 1 1
11.2.1.2 die historische Entwicklung und die politische Rolle der Ärzteschaft erläutern. 1 1 1 1 1
11.2.1.3 die Bedeutung des ärztlichen Gelöbnisses (Präambel der Musterberufsordnung der Bundesärztekammer) sowie dessen historischen und ethischen Kontext erläutern und dementsprechend handeln. 2 3a 3a 3b 3b
11.2.2 Sie kennen Grundlagen der ökonomischen Rahmenbedingungen und der Gesundheitspolitik. Sie können …
11.2.2.1 die Grundlagen der Organisation der Sozialversicherung und die Prinzipien der Vergütung ärztlicher Leistungen (GKV, PKV) sowie Organisationen der Gesetzlichen Renten- und Unfallversicherung (GRV, GUV) im Zusammenhang mit der Rehabilitation im ambulanten und stationären Bereich erläutern. 2 2 2 2 2
11.2.3 Sie tragen zur Qualitätssicherung bei. Sie können…
11.2.3.1 ihr ärztliches Handeln nachvollziehbar dokumentieren. 2 3a 3a 3b 3b
11.2.3.2 die Funktion sowie die formalen Elemente des Arztbriefs und anderer häufiger ärztlicher Dokumente erläutern. 1 2 2 2 2
11.2.3.3 die Ergebnisse ihres ärztlichen Handelns offenlegen und diese mit denen anderer vergleichen, um dadurch zu bestmöglicher Qualität beizutragen. 2 2 3a 3b 3b
11.2.3.4 Instrumente von Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in deren Grundzügen erläutern und bei ihrem Handeln berücksichtigen. 1 1 2 2 2
11.3 Die Absolventin und der Absolvent richten ihr Handeln an personenbezogenen Aspekten aus.
11.3.1 Sie beachten Gesundheit und Wohlergehen als Voraussetzung einer professionellen Berufsausübung. Sie können …
11.3.1.1 mögliche Zeichen physischer und psychischer Belastung erläutern und die Grenzen der eigenen Belastbarkeit bei ihrem ärztlichen Handeln berücksichtigen. 2 3a 3a 3b 3b
11.3.1.2 individuelle Strategien zur Bewältigung und Reduktion von Belastungen einsetzen und entsprechende professionelle Hilfsangebote erläutern. 1 1 3a 3a 2
11.3.1.3 persönliche und berufliche Ziele so in Einklang bringen, dass die eigene Gesundheit und berufliche Leistungsfähigkeit erhalten bleiben. 2 3a 3a 3b 3b
11.3.1.4 eigene Konflikte erkennen und so mit ihnen umgehen, dass das ärztliche Handeln nicht wesentlich beeinträchtigt wird. 2 3a 3a 3b 3b
11.3.1.5 Überlastung - auch bei Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - erkennen und Bewältigungsmöglichkeiten suchen bzw. andere dabei unterstützen. 2 3a 3a 3b 3b
11.3.1.6 reflektieren und berücksichtigen, dass Ärztinnen und Ärzte hinsichtlich gesundheitsbezogener Verhaltensweisen als Vorbilder wahrgenommen werden. 2 2 3a 3b 3b
11.3.2 Sie sind zur Selbsterkenntnis, Selbstreflexion, Selbstkritik und Selbstentwicklung fähig. Sie können …
11.3.2.1 sich selbst und ihr Handeln beobachten und kritisch reflektieren. 2 3a 3a 3b 3b
11.3.2.2 eigene Kompetenzen realistisch einschätzen und die Übernahme von Aufgaben und Verantwortung daran ausrichten. 2 3a 3b 3b 3b
11.3.2.3 Nutzen und Risiken selektiver Wahrnehmung sowie Beobachtungs- und Beurteilungsfehler kennen und Strategien anwenden, um ihre Auswirkungen zu minimieren. 2 3a 3a 3b 3b
11.3.2.4 sachliche Kritik üben sowie solche annehmen, reflektieren und gegebenenfalls ihr Verhalten verändern. 2 3a 3b 3b 3b
11.3.2.5 eigene Stärken und Schwächen analysieren und dementsprechend die eigene Persönlichkeit und die eigenen Kompetenzen weiterentwickeln. 2 3a 3b 3b 3b
11.3.2.6 eigene Kompetenzen für kreative und pragmatische Problemlösungen einsetzen. 2 3a 3b 3b 3b
11.3.2.7 die Erfahrung von Grenzen ärztlichen Handelns reflektieren. 2 3a 3b 3b 3b
11.3.3 Sie sind in der Lage, mit verschiedenen Formen von Unsicherheit umzugehen. Sie können …
11.3.3.1 verschiedene Quellen von Ungewissheit (Selbst, Umfeld, Patient, Stand des medizinischen Wissens) erläutern und dementsprechend handeln. 2 3a 3b 3b 3b
11.4 Die Absolventin und der Absolvent richten ihr Handeln an interaktionsbezogenen Aspekten aus.
11.4.1 Sie kennen die Voraussetzungen und Maßnahmen, um Vertrauen herzustellen.
11.4.2 Sie sind in der Lage, mit rollenbedingten Herausforderungen umzugehen. Sie können …
11.4.2.1 zwischen beruflichen und privaten Kontakten unterscheiden. 2 2 2 2 2
11.4.2.2 potenzielle Konfliktfelder verschiedener Rollen erläutern und bei ihrem Handeln berücksichtigen. 1 1 3a 3b 3a
11.4.2.3 interdisziplinär und interprofessionell mit anderen zusammenarbeiten, mit dem Ziel einer optimalen Behandlung von Patientinnen und Patienten unter Vernachlässigung berufspolitischer Aspekte. 2 3a 3a 3b 3b
11.4.3 Sie berücksichtigen bei ihrem Handeln kultur-, kontext- und lebensweltliche Aspekte. Sie können…
11.4.3.1 soziale, kulturelle, ethnische, religiöse, alters-, geschlechter- und behinderungsbezogene Aspekte der Patientinnen und Patienten berücksichtigen. 2 3a 3b 3b 3b
11.4.3.2 einem ihnen z.B. aus kulturellen, sozialen, psychopathologischen Gründen fremden Gegenüber offen begegnen. 2 3a 3a 3b 3b
11.4.3.3 zur Perspektivenübernahme in der Lage sein und verschiedene Perspektiven bei ihrem Handeln berücksichtigen. 2 3a 3a 3b 3b
11.4.3.4 die kulturelle und historische Bedingtheit von Medizin und deren Einfluss auf die ärztliche Ausbildung erläutern. 1 1 1 1 1
11.4.3.5 spezifische Anforderungen, Herausforderungen, Chancen und Grenzen der Arzt-Patient-Beziehung durch neue technologische Verfahren erläutern und bei ihrem Handeln berücksichtigen. 1 1 2 2 2
11.4.3.6 ihr ärztliches Handeln auf besonders vulnerable Personengruppen ausrichten. 2 3a 3a 3b 3b