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Kapitel 25 Orale Medizin und systemische Aspekte

Präambel: Orale und systemische Gesundheit sind eng miteinander verknüpft. Diese Beziehung besteht in zwei Richtungen und ihre Bedeutung im klinischen Alltag hat durch die Erkenntnisse der vergangenen zwei Jahrzehnte erheblich an Bedeutung gewonnen. In ihr ist die enge Verknüpfung medizinischer und zahnmedizinischer Ausbildungsinhalte begründet. Sie durchdringt nunmehr alle Bereiche der Zahnmedizin, auch wenn dies in einigen Disziplinen mehr und in anderen weniger offensichtlich ist. Die individuelle Reflektion der Verknüpfung von oraler und systemischer Gesundheit stellt einen zentralen ärztlichen Aspekt der Patientenversorgung in der zahnärztlichen Behandlungsroutine dar. Seine Bedeutung sollte den Studierenden im Lehralltag immer wieder bewusst gemacht werden, was sich auch im Kompetenzniveau der Lernziele widerspiegelt. Weite Bereiche dieses Kapitels sind für täglich in der Praxis anfallende, auf die individuelle Situation der Patientinnen/Patienten zugeschnittene Entscheidungsprozesse und Beratungsgespräche relevant. Konzipiert als Querschnittsbereich, wird die bidirektionale Verschränkung von oraler und systemischer Gesundheit abgebildet. Der hohen Dynamik der derzeitigen wissenschaftlichen Entwicklung trägt die Konkretisierung der Lernziele in den Beispielen Rechnung, wodurch aktuelle Anpassungen möglich sind, ohne dass dadurch eine Neuformulierung oder Ergänzung von Lernzielen erforderlich wird.

39 Lernziele

GK BK WK Wissk
25.1 Die Absolventin/der Absolvent können Auswirkungen von Allgemeinerkrankungen oder allgemeinmedizinischen Veränderungen auf die Ätiologie, Pathogenese, Prävention und Therapie oraler Erkrankungen darstellen, bewerten und berücksichtigen. Sie können ...
25.1.1.1 wichtige relevante Erkrankungen oder Zustände, die einen Einfluss auf die Ätiologie und Pathogenese sowie die Therapie oraler Erkrankungen haben, erkennen und in Diagnostik und Therapieplanung berücksichtigen. 3b
25.1.1.2 psychische Auffälligkeiten erkennen und somatische Ursachen abklären, die das Inanspruchnahmeverhalten der Patientinnen/Patienten für zahnärztlich-therapeutische oder -präventive Maßnahmen beeinflussen. Sie können diese exemplarisch beschreiben und in Diagnostik und Therapieplanung berücksichtigen. 3b
25.1.1.3 das individuelle orale Erkrankungsrisiko und das Risiko für das Fortschreiten oraler Erkrankungen auf Grund bestehender Allgemeinerkrankungen einschätzen und bei der zahnärztlichen Behandlung berücksichtigen. 3b
25.1.1.4 Änderungen in den Ernährungsgewohnheiten älterer Menschen sowie auch Menschen mit Behinderungen beschreiben und deren Auswirkungen auf die Mundgesundheit einordnen. 2
25.1.1.5 alternative enterale und parenterale Ernährung definieren. 1
25.1.1.6 Defizite im Ernährungszustand von älteren autarken oder pflegebedürftigen Patientinnen/Patienten identifizieren und in die Behandlungsplanung einbeziehen. 3b
25.1.1.7 Befunde im Rahmen der allgemeinmedizinischen Routinediagnostik bewerten und ihren Einfluss auf orale Erkrankungen oder deren Therapie einschätzen. 3b
25.1.1.8 Befunde im Rahmen der Routinediagnostik, die Verdachtsdiagnosen außerhalb der Zahnmedizin nach sich ziehen, erkennen, bewerten und die weiteren Schritte planen. 3b
25.1.1.9 wichtige relevante Allgemeinerkrankungen oder Zustände, die einen Einfluss auf die zahnärztliche Therapie haben, nennen und die deren Zusammenhänge erläutern. 2
25.1.1.10 Allgemeinerkrankungen oder Zustände, die einen Einfluss auf die zahnärztliche Therapie haben, bei der Planung therapeutischer Maßnahmen berücksichtigen und ihr Handeln situativ an diesen ausrichten. 3b
25.2 Die Absolventin/der Absolvent können Auswirkungen der Therapie von Allgemeinerkrankungen auf die Ätiologie, Pathogenese, Prävention und Therapie oraler Erkrankungen darstellen, bewerten und berücksichtigen. Sie können ...
25.2.1.1 allgemeinmedizinische Therapieverfahren, die einen Einfluss auf die Ätiologie und Pathogenese oraler Erkrankungen haben, nennen und die Wechselwirkungen erläutern. 2
25.2.1.2 die Wirkungsweise von Medikamenten, die einen Einfluss auf die Ätiologie und Pathogenese oraler Erkrankungen haben, darstellen. 2
25.2.1.3 das individuelle orale Erkrankungs- und Komplikationsrisiko und das Risiko für das Fortschreiten oraler Erkrankungen in Bezug auf die aktuelle Therapie der Patientinnen und Patienten kritisch einschätzen und bei individuell erforderlichen Maßnahmen berücksichtigen. 3b
25.2.1.4 das individuelle orale Erkrankungsrisiko und das Risiko für das Fortschreiten oraler Erkrankungen auf Grund laufender und/oder abgeschlossener anderer medizinischer Therapieverfahren kritisch einschätzen und bei individuell erforderlichen Maßnahmen berücksichtigen. 3b
25.2.1.5 die Folgen von Mundtrockenheit darlegen und Maßnahmen zur Prävention von Mundtrockenheit durchführen. 3b
25.2.1.6 Patientinnen/Patienten bei der Erlernung effektiver häuslicher Mundhygienemaßnahmen einschließlich der optionalen Verwendung pharmakologischer Therapeutika praktisch anleiten. 3b
25.2.1.7 therapiebedingte Einschränkungen oder besondere Anforderungen an zahnärztliche therapeutische Maßnahmen bewerten und bei der Beratung sowie der Behandlung berücksichtigen. 3b
25.3 Die Absolventin/der Absolvent können Auswirkungen oraler Erkrankungen und Zustände auf die Ätiologie, Pathogenese und Therapie systemischer Erkrankungen und unerwünschter Zustände darstellen, bewerten und berücksichtigen. Sie können ...
25.3.1.1 wichtige relevante Erkrankungen oder unerwünschte Zustände, auf die orale Erkrankungen Einfluss haben können, in Bezug auf die vorliegende Evidenz bewerten. 2
25.3.1.2 ätiopathologische Pathways erläutern, die eine periphere Auswirkung oraler Erkrankungen erklären. 2
25.3.1.3 auf der Basis der jeweils aktuellen wissenschaftlichen Evidenz Konsequenzen für die individuelle Therapie von Patientinnen/Patienten ziehen und ihr Handeln danach ausrichten. 3b
25.3.1.4 wichtige relevante allgemeinmedizinische Therapieverfahren und Medikationen, die durch orale Erkrankungen beeinflusst werden, mit den Patientinnen/Patienten besprechen und die Wechselwirkungen darstellen. 3b
25.3.1.5 ätiopathologische Pathways, durch die orale Erkrankungen eine allgemeinmedizinische Therapie beeinflussen können, mit den Patientinnen/Patienten besprechen. 3b
25.4 Die Absolventin/der Absolvent können Auswirkungen der Therapie oraler Erkrankungen auf die Ätiologie, Pathogenese und Therapie systemischer Erkrankungen und unerwünschter Zustände darstellen, bewerten und berücksichtigen. Sie können ...
25.4.1.1 die Konsequenzen von therapeutischen zahnärztlichen Maßnahmen für die Allgemeingesundheit erläutern und bei der Behandlung berücksichtigen. 3b
25.4.1.2 die Planung und Durchführung einer zahnärztlichen Therapie den individuellen Anforderungen aufgrund des allgemeinen Erkrankungsrisikos der Patientinnen/Patienten anhand der jeweils aktuellen wissenschaftlichen Evidenz anpassen. 3b
25.4.1.3 die Effekte therapeutischer zahnärztlicher Maßnahmen auf allgemeinmedizinische Therapieverfahren und Medikationen einschätzen und bei der Behandlung berücksichtigen. 2
25.5 Die Absolventin/der Absolvent können Auswirkungen oraler Manipulationen auf allgemeinmedizinische Erkrankungen oder Zustände (ohne Vorliegen einer damit verbundenen oralen Erkrankung) darstellen, bewerten und berücksichtigen. Sie können ...
25.5.1.1 die Allgemeinerkrankungen oder Zustände erkennen und bei der Beratung und Therapieplanung berücksichtigen, die durch Manipulation im Bereich des stomatognathen Systems therapiert oder beeinflusst werden können. 3b
25.5.1.2 Patientinnen/Patienten über diese Zusammenhänge adäquat aufklären und bezüglich der individuell erforderlichen Maßnahmen beraten. 3b
25.6 Die Absolventin/der Absolvent können Wechselwirkungen und übergeordnete Faktoren, die sowohl Erkrankungen der Mundhöhle als auch Allgemeinerkrankungen gemeinsam sind darstellen, bewerten und berücksichtigen. Sie können ...
25.6.1.1 die Faktoren erläutern, die sowohl auf orale als auch auf allgemeine Erkrankungen einwirken. 2
25.6.1.2 Interaktionen zwischen oralen Erkrankungen und Allgemeinerkrankungen/-zuständen adäquat bewerten und mit den Patientinnen/Patienten im individuellen Kontext und situativ besprechen. 3b
25.7 Die Absolventin/der Absolvent können Zusammenhänge zwischen oraler und allgemeiner Medizin im Gespräch mit Patientinnen/Patienten erläutern und zielgerichtet mit Allgemeinmedizinern kommunizieren. Sie können ...
25.7.1.1 Patientinnen/Patienten situationsbezogen in einer verständlichen Sprache, bei Vermeidung angstauslösender Aspekte, aufklären. 3b
25.7.1.2 erkennen, wann eine Konsultation mit den behandelnden Allgemein- oder Fach- Ärztinnen/-Ärzten erforderlich ist, und erforderliche Informationen zu erfragen. 3b
25.7.1.3 Allgemeinmediziner/-innen über die spezifische Situation der Patientinnen/Patienten und die potenziellen Implikationen der geplanten zahnärztlichen Maßnahmen auf deren Allgemeingesundheit aufklären. 3b